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Kobane / Syrien 2020

HILFSPROJEKT KOBANE

Ich habe das große Glück, bei einem ungeheuer wichtigen Hilfsprojekt in Kobane mit anzupacken.

Nach langen Überlegungen habe ich mich entschlossen, aktiv dort mitzuhelfen.

Unter der Leitung von MEDICO INTERNATIONAL wurde in der Stadt KOBANE das teilweise zerstörte Stadt-Krankenhaus wiederaufgebaut.

Nun stehen Elektroinstallationen für einen Kühlraum und die Spannungsversorgung einer gespendeten CT-Anlage an.

Das gesamte Elektromaterial ( gespendet von türkischen Firmen ) befindet sich bereits seit Tagen auf der syrischen Seite.

Die Reiseroute sieht so aus :

Am 26.10 gehts per Flugzeug von Frankfurt über Istambul nach Gaziantep in der Türkei, von dort aus mit dem Auto nach Mursitpinar, dem letzten Ort vor der syrischen Grenze, 1 km vom Kobane entfernt.

Ankunft in Kobane wird am 27.10 gegen 2.00 Uhr sein.

Die letzten Meldungen sind etwas bedrückend, da sich offensichtlich der IS wieder in dem Gebiet um Kobane breit macht und nicht zuletzt der grauenhafte Anschlag gestern im türkischen Ankara.

Es ist neben den dort auszuführenden Arbeiten sicher eine Möglichkeit, mehr über die unerträgliche Lebenssituation der Syrischen Bevölkerung hautnah zu erfahren.

Sofern dort die Möglichkeit für den Zugang zum Internet besteht, werde ich versuchen, die Situation dort zu beschreiben und mit Bildern in einer Art Blog zu dokumentieren und hier online zu stellen.

Da ich die komplette Aktion selbst finanziere und die Mitnahme von Gepäck streng limitiert ist, bleibt leider keine Möglichkeit, Spenden mitzunehmen.

Noch 14 Tage, in denen viel Zeit zum Nachdenken bleibt...


Hier ein Auszug aus dem Blog von MEDICO INTERNATIONAL, der die Situation dort treffend beschreibt :

Wir gehen weiter die offene Promenade entlang. Überall das gleiche Bild. Ein Panorama der Zerstörung tut sich auf. Zerschossene Häuser, weggesprengte Fassaden, zerborstene Strommasten, aufeinander getürmte Autowracks, die als Sichtschutz und Barrikaden dienten. Förmlich Meter um Meter drückten hier die kurdischen Einheiten den IS aus dem Stadtzentrum. Plötzlich bleibt Kani stehen und fordert uns auf, die Reste des Bürgersteigs zu benutzen. Er zeigt auf zwei etwa 30 cm lange Drähte, die aus dem Morast ragen. Eine noch intakte Sprengfalle des IS. Sie wurde erst vor wenigen Tagen entdeckt, als ein Junge sein Fahrrad aus dem ersten Stock des gegenüberliegenden Haus holen wollte. Die erste Etage des Hauses ist zusammengestürzt und sein Fahrrad hängt an den Überresten des zerstörten Balkons. Der Junge wollte die Straße überqueren und im letzten Moment wurde die Sprengfalle entdeckt. Glücklicherweise, denn mit der ersten Rückkehr von Zivilisten nehmen auch die Opfer durch nichtexplodierte Blindgänger zu. Oder gut versteckte Sprengfallen. Der IS brachte sie auf ihrem Rückzug in den Häusern an, an Lichtschaltern, in Teekesseln oder eben als selbstgebaute Mine in den Hauseingängen.

Auch deshalb sind in diesem so umkämpften Stadtteil noch viele Leichen zu sehen. "Uns fehlen zudem die Leichensäcke, um die Toten bergen zu können", erklärt Kani. Auf einem ehemaligen Schulhof ist ein Krater zu sehen, der mit Erde aufgeschüttet wurde. Eine Hand und Uniformreste ragen aus einem Gemisch aus Schutz und Sand. Hier seien 14 IS-Milizionäre notdürftig verscharrt worden, damit sie nicht von den streunenden Hunden angefressen werden. Kani bedauert die Situation aufrichtig und weist darauf hin, dass auch in den zusammengestürzten Häusern noch weitere Tote zu finden seien: "Was sollen wir nur machen? Wir haben in der Türkei 1000 Leichensäcke bestellt, aber die Grenzbehörden verzögern die Lieferung nach Kobanê". Dabei hat anderes Material offenbar die Grenze in den letzten Monaten immer wieder passieren können. An vielen Stellen sind die Hülsen von Kartjuscha-Raketen zu finden, mit denen der IS die kurdischen Stellungen beschossen haben. Alle tragen türkische Beschriftungen.

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